Kieferorthopädie
Fachliche Leitung
Dr. Gennadij Londa
Facharzt für Kieferorthopädie
Dohuser Weg 10 A
26409 Wittmund
Germany
Kooperationspartner
Dr. Jakubova
Lehrstuhlinhaberin Stomatology und Kieferorthopädie
Tajik Medical University
Rudaki Avenue 139
Duschanbe
Tajikistan
Der Fachbereich Kieferorthopädie
Der Fachbereich der Kieferorthopädie existierte in Tadschikistan aufgrund fehlender Universitätsausbildung so gut wie gar nicht. Seit dem Jahr 2014 wird nun ein Aus- und Weiterbildungsplan in den Bereichen der Orthodontie und orofacialen Orthopädie an der Tajik State Medical University umgesetzt. Als erstes Weiterbildungsprojekt hatte Dr. Londa einen einjährigen Master-Kurs in russischer Sprache organisiert. Für diesen Kurs bewarben sich zahlreiche Ärzte. Der Kurs umfasste neben Vorlesungen auch praktische Unterrichtseinheiten sowie die praktische Begleitung bei selbstständiger klinischer Arbeit. Das Programm beinhaltete alle Themen der modernen orthodontischen Versorgung von Patienten mit orofacialen Anomalien, angefangen von der Diagnostik und Behandlungen mit festsitzenden Apparaturen bis zur Retention. Ein besonderer Akzent lag dabei auf der interdisziplinären Versorgung von Patienten mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten.
Im Mai 2016 konnten 14 tadschikische Ärzte für Stomatologie im Rahmen des Abschlusses des Master-Kurses Orthodontie und orofaciale Orthopädie der Avicenna Tajik State Medical University zertifiziert werden. Im Oktober 2016 wurde an der Universität ein Lehrstuhl für Orthodontie gegründet und mit Unterstützung von TajikAid ein Lehrprogramm für Orthodontie für Studierende im 7. – 10. Semester ausgearbeitet und in den Lehrprozess eingeführt. Im November 2017 wurde auf Initiative von TajikAid ein internationaler Wissenschafts-Kongress an der Medizinischen Universität Avicenna in Duschanbe organisiert. Experten aus Russland, Tadschikistan, Afghanistan, Österreich, Großbritannien und Deutschland diskutierten vor einem breiten Publikum über die Entwicklungen des Fachbereiches. In Planung ist der Aufbau einer modernen Abteilung für Kieferorthopädie. Mit der Umsetzung soll 2020 begonnen werden.
Aktivitäten
Ende September 2020 ist die Klinik für Kieferorthopädie und kindliche Zahnheilkunde in Duschanbe an den Start gegangen und schließt damit die letzte fehlende Lücke bei der Behandlung der Spaltpatienten in der tadschikischen Hauptstadt. Gerade zu Corona-Zeiten konnte so ein kleines Wunder vollbracht werden. Durch Unterstützung der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung konnte das erforderliche Inventar der neuen Klinik für Kieferorthopädie beschafft und nach Duschanbe geliefert werden, hierunter drei neue Behandlungsstühle, Behandlungsinstrumente und voll ausgestattete Studentenlabore für die Ausbildung.
Die Klinik für Kieferorthopädie ist gleichzeitig Ausbildungsort der Avicenna Tajik State Medical University (ATSMU), die nun einen Lehrstuhl für Kieferorthopädie eingerichtet hat. Die fachliche Grundlage wurde in den vergangenen Jahren durch unser Projekt in Person von Dr. Gennadij Londa durch Masterkurse im Fach Kieferorthopädie an der Avicenna Universität gelegt. Bis dato existierte der Fachbereich nur rudimentär. Damit ist ein weitere Meilenstein in der Rehabilitation der Spaltkinder erreicht.
Bildgalerie neue Klinik Kieferorthopädie 2020
Einer der Höhepunkte des Jahres 2017 war der internationale Wissenschafts-Kongress Ende November 2017 an der Medizinischen Universität Avicenna in Duschanbe zum Thema Lippen-Kiefer-Gaumenspalte (LKG). Rund 50 Experten aus Europa und Asien referierten auf Initiative von TajikAid vor wissbegierigen Studentinnen und Studenten und der interessierten Öffentlichkeit. Der interdisziplinäre Ansatz der Tagung umfasste sowohl medizinische Fragestellungen als auch Aspekte in der Sprachtherapie und Nachsorge. Neben deutschen, österreichischen und britischen Spezialisten traten Mediziner aus Afghanistan und Russland ans Rednerpult und berichten aus den Entwicklungen in ihrem Land. Das Ziel des zweitägigen Symposiums war die Hebung des medizinischen Niveaus in Tadschikistan, so dass die besondere medizinische Herausforderung Lippen-Kiefer-Gaumenspalte kompetent behandelt werden kann.
Den ersten Schritt, eine funktionierende HNO-Klinik auf gutem Niveau zu installieren, hat TajikAid nach acht Jahren Anstrengung erreicht. Ein weiteres Ziel von TajikAid ist, dass einheimische Mediziner sämtliche HNO-Erkrankungen auch ohne ausländische Hilfe behandeln können. Der Kongress ist ein weiterer Meilenstein, um dies zu realisieren.
Bildgalerie zum Int. Kongress 2017
Dr. Martin Kamp und Ingenieur Bernhard Nimbach tauschten sich am Rande des medizinischen Kongresses Ende 2017 in Duschanbe aus. Das folgende Interview gibt die Gedanken wieder, die den Mediziner und den Ingenieur umtrieben.
Herr Nimbach, worin liegt die besondere Herausforderung, eine Klinik wie Karabolo zu betreuen?
Erst einmal natürlich in der Entfernung. Man kann nicht einfach mal vorbeifahren. Auch gibt es eine Sprachbarriere und ein nicht unerhebliches Defizit an Fachwissen und Facharbeitern in Tadschikistan.
Herr Dr. Kamp, warum wurde das Spalt-Zentrum ausgerechnet in der staatlichen Klinik Karabolo etabliert?
Das Spaltzentrum befindet sich in der zweiten Etage des Corpus 9 in der Klinik Karabolo. Wir waren alle der Auffassung, dass solch eine Einrichtung in den Bereich „public health“, also in eine öffentliche Gesundheitseinrichtung gehört, da der Zugang zur Behandlung für die normale Bevölkerung dort barrierefrei gegeben ist. Zudem bestand in der Klinik bereits die Kinder-Kieferchirurgie und entsprechende Kompetenzen, auf die aufgebaut werden konnte.
Herr Nimbach, wie würden Sie den technischen Standard der von TajikAid geförderten Häuser in Karabolo beurteilen?
Was wir in Karabolo eingerichtet haben, besteht aus einer möglichst angepassten und nachhaltigen Technik, die weitgehend vor Ort gewartet und in Stand gehalten werden kann. Wir haben bewusst auf hochkomplexe Medizintechnik nach deutschem Standard verzichtet. So verfügt der OP über Beatmungsgeräte, die mechanisch statt elektronisch reguliert werden. Wir haben teilweise gebrauchte, aber sehr robuste Stahlbetten ohne Elektroantrieb aus Deutschland importiert. Die OP-Türen sind Edelstahl-Schiebetüren mit manueller Bedienung, die ebenfalls eine lange Lebensdauer haben. Für Tadschikistan bedeutet all dies, dass wir hier einen für das Land vergleichsweise hohen Einrichtungsstandard geschaffen haben, der für eine längerfristige Krankenversorgung geeignet ist.
Wie hat sich die neue Sauerstoff-Anlage bewährt?
Die Anlage in Haus 9 läuft seit über zweieinhalb Jahren störungsfrei. Sie sorgt für eine ständige Verfügbarkeit von Sauerstoff, der direkt vor Ort erzeugt wird und den OP von der oft unsicheren Flaschenversorgung unabhängig macht. Zur Erläuterung: Die Anlage funktioniert mit Druckluft, die über ein Adsorptionsverfahren vom normalen 21% Sauerstoff-Gehalt der Luft bis auf 93% hochkonzentriert wird. Sollte der Strom über längere Zeit ausfallen, dann stehen konventionelle Sauerstoffflaschen zur Überbrückung zur Verfügung.
Die kürzlich eingebaute Anlage in Haus 2 verfügt noch zusätzlich über eine Flaschenfüllanlage. Damit lassen sich für die Klinik Einnahmen durch Verkauf von befüllten Sauerstoffflaschen erzielen. Für diese Anlage liegen derzeit noch nicht genügend Betriebserfahrungen vor, ich gehe aber davon aus, dass sie sich ebenfalls bewähren wird.
Was sollte als nächstes angepackt werden, um das Niveau in Karabolo nicht nur zu halten, sondern zu verbessern?
Eine Ersatzstromversorgung über Notstromaggregate würde , gerade bei längeren Operationen, sehr zur Betriebssicherheit und damit zum Patientenwohl beitragen. Leider fällt selbst in der Hauptstadt Duschanbe der Strom immer wieder bis zu einer Stunde lang aus.
Wie klappt die Zusammenarbeit mit den Technikern vor Ort?
Im Prinzip klappt die Zusammenarbeit gut. Unsere Hilfe wird gerne angenommen und wertgeschätzt. Leider ist es schwierig, genügend Personal mit ausreichender Qualifikation zu finden.
Werden Mediziner und Pflegepersonal geschult, um mit den modernen Gerätschaften umzugehen?
Selbstverständlich: Ohne Schulung und wiederholte Nachschulung wäre ein Betrieb der OPs und Krankenstationen nicht möglich.
Herr Dr. Kamp, Hygiene spielt für jede Klinik eine große Rolle. Wie sieht’s hier in Karabolo aus?
Immerhin verfügt Haus 9 über einen funktionierenden Sterilisator für das OP-Besteck. Dies ist in Tadschikistan nicht selbstverständlich. Nicht zuletzt dienen auch funktionierende sanitäre Anlagen der Krankenhaushygiene. Hier gibt es im ganzen Land noch viel zu tun.
Herr Nimbach, wenn Sie einen Wunsch für Karabolo frei hätten, wie sähe dieser Wunsch aus?
Dass im Lauf der Zeit alle OPs hergerichtet werden und die gesamte Klinik auf einen guten Stand gebracht wird.
Dr. Kamp, die TajikAid-Häuser 9 und 2 sind eingebettet in einen Klinikkomplex. Worin liegen die Vorteile?
Es ist für Ausbildung und Patientenversorgung gut, wenn die medizinische Kompetenz gebündelt wird. Das ist mit den verschiedenen Häusern der Fall. Zudem ergeben sich Synergien in der Mittelbeschaffung, Labortechnik, Ausstattung und so weiter. Die OP-Renovierung war vor dem Hintergrund eine wichtige Maßnahme, da in diesem Zentral-OP Eingriffe aus verschiedenen Fachrichtungen durchgeführt werden können. Letztendlich bleibt aber noch viel Arbeit, wenn man Karabolo auf einen westlichen Standart bringen will. An der Stelle kommt es auf den Willen und die Mittel des tadschikischen Gesundheitsministeriums an.
Weitere Infos zu Dr. Martin Kamp und Bernhard Nimbach finden Sie unter "Über uns".
Das Ziel von TajikAid ist es, in Tadschikistan eine gute HNO-Versorgung aus eigener Kraft sicherzustellen. Nach Aufbau und Inbetriebnahme des HNO-Zentrums geht es nun darum, die Strukturen durch Monitoring zu festigen und das Wissen zu vertiefen. Die Schulung des medizinischen Personals ist deshalb das A und O.
Das kieferorthopädische Wissen steht dabei im Fokus. Hierum kümmert sich primär Dr. Gennadij Londa. Der Kieferorthopäde, Oralchirurg und Zahnarzt aus dem niedersächsischen Wittmund hat an der medizinischen Hochschule in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe einen Masterkurs im Fachbereich Kieferorthopädie aufgebaut. Die medizinische Fakultät gehört zur dortigen Staatlichen Avicenna-Universität. Im Mai 2016 wurde der dritte Teil dieses Lehrgangs durchgeführt. Die 18 Absolventen des ersten Kurses erhielten vom Universitäts-Rektor Ubaidullo Kurbanov und vom deutschen Botschafter Holger Green ihr Diplom.
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