Sprachtherapie 2017
Auch das Fachgebiet der Sprachtherapie leidet unter den massiven Problemen im tadschikischen Gesundheitssystem, insbesondere dem niedrigen Ausbildungsniveau. Die Ausbildung für LogopädInnen ist ebenso rudimentär wie das gesamte übrige Bildungssystem, so dass es den Universitäts-AbsolventInnen an Grundlagen für allgemeine logopädische Arbeit fehlt. Therapeutisches Wissen im Umgang mit Lippen-Kiefer-Gaumen-Segel-Fehlbildungen (LKGS-F) ist nicht Teil des Curriculums. Dadurch mangelt es im ganzen Land an SprachtherapeutInnen, die Kinder mit diesen Fehlbildungen gezielt betreuen können.
TajikAid unterstützt deshalb seit mehreren Jahren den Aufbau des Fachbereichs Logopädie in Tadschikistan und legt einen Schwerpunkt auf die Versorgung der an Lippen-, Kiefer- oder Gaumenspalten erkrankten Kinder. Zuständig für diesen Projektteil ist Caroline König, die tadschikisch spricht und als Logopädin an der Universitätsklinik in Salzburg tätig ist.
„Die Aufgabe der LogopädInnen beginnt bereits mit der Geburt, da Babys mit einer angeborenen Lippen-, Kiefer- und/oder Gaumenfehlbildung umfangreiche Hilfe und Behandlung benötigen“, sagt Caroline König. Für Neugeborene mit LKGS-F stellt allein schon die Nahrungsaufnahme eine Herausforderung dar. Aufgrund der anatomischen Fehlbildung können die Babys nicht saugen. Daher gelingt das Stillen nur sehr selten, und auch die Ernährung mit dem Fläschchen muss häufig speziell an das Kind angepasst werden. Die Eltern wiederum stehen noch unter Schock wegen der Fehlbildung ihres Kindes, manche geben sogar den Säugling zur Adoption frei.
Später steht die Sprachentwicklung im Vordergrund: Tipps und Übungen vor und nach den operativen Behandlungen helfen den Kindern, die Artikulationsmuster, die sie für das Sprechen aufbauen, richtig anzuwenden und keine falschen Gewohnheiten zu entwickeln. Caroline König: „Die Zeit des Kleinkindalters, des Vorschulalters und vor der Einschulung sollte intensiv therapeutisch genutzt werden, damit die Kinder alle Schwierigkeiten, die sie aufgrund der Spaltfehlbildung haben, in dieser Zeit überwinden können, um in ihrer Zukunft gleiche Ausbildungs- und Berufs-Chancen wie ihre AltersgenossInnen zu haben.“
Auch hier setzt die Arbeit von TajikAid an: Wir möchten den Kindern die gleichberechtigte Teilhabe am sozialen Leben ermöglichen. Diesbezüglich hat Tajik Aid in den letzten Jahren insbesondere die Zusammenarbeit mit den Geburtenstationen ausgebaut und intensiviert. Eltern erhalten nun gezielte Informationen über die Fehlbildung und die Behandlung ihres Kindes.
2017/2018 führten die Logopädin Helen Buxton und die Kinderkrankenschwester Emma Southby – beide von European Cleft Organisation - in Kooperation mit der Britischen Botschaft auf der Geburtenstation im Karabolo-Krankenhaus in Duschanbe sowie im Bezirkskrankenhaus von Kulob Kinderkrankenschwestern in die Besonderheiten der Ernährung von Säuglingen mit LKGS-F ein.
Seit 2012 bis 2016 hielt Caroline König für TajikAid mehrmals Seminare für tadschikische Logopädinnen, die im Rahmen von Kinder-Logopädie-Camps neben der Vermittlung theoretischer Inhalte auch das praktische Arbeiten unter Supervision ermöglichten. Während der letzten Jahre konnten in Tadschikistan somit ca. 40 Logopädinnen für die Therapie von Kindern mit LKGS-F eingearbeitet werden. Um Synergien im therapeutischen Bereich zu nutzen, erfolgten die Camps in Zusammenarbeit mit Handicap international und der Caritas; sie fanden in Chorbogh, dem nationalen Rehabilitationszentrum Tadschikistans nahe Duschanbe, in den Städten Kulob sowie Khujand am Kairakum-See statt.
Erfahrungsgemäß unterstützen und beraten sich betroffene Eltern vor allem gegenseitig. Daher ist es wichtig, diese Zielgruppe gut zu beraten und zu ExpertInnen für ihre Kinder zu machen. Im Rahmen der Camps wurde im Rahmen von Elternschulungen Wert auf die Wissensweitergabe an die Eltern gelegt, mit Inhalten wie Kommunikation, Ernährung, Hygiene, LKGS-F und Kindesentwicklung.
Sprachtherapie TajikAid 2017
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