Das Herz Zentralasiens

Tadschikistan ist in Deutschland nur wenig bekannt. Die seit 1991 unabhängige ehemalige Sowjetrepublik liegt in Zentralasien zwischen China, Kirgistan und Usbekistan und grenzt im Süden auf 1.200km entlang des Flusses Panj (früher: Oxus) an Afghanistan.

Grenzfluss Panj (Amudarya)
Der Grenzfluss Panj (Amudarya) trennt Tadschikistan und Afghanistan.

Tadschikistan, das mit 143.100 km² ungefähr doppelt so groß wie Bayern ist, wird oft die „Schweiz Zentralasiens“ genannt: Über 90 % des Staatsgebiets sind gebirgig, mehr als die Hälfte des Landes liegt auf über 3.000 m Höhe. Der höchste Gipfel Zentralasiens (Pik Somoni, 7.495 m) liegt ebenso wie der mit 70 km längste Gletscher (Fedchenko-Gletscher) in Tadschikistan, das über rund 60 % der zentralasiatischen Wasserressourcen verfügt.

Das Klima ist extrem kontinental mit heißen Sommern, sehr kalten Wintern und – während der Schneeschmelze – zahlreichen Lawinen und Erdrutschen, die die wenigen und schlecht ausgebauten Straßen oft unpassierbar machen. Zudem ist es ein seismisch sehr aktives Gebiet: Im Dezember 2015 beispielsweise erschütterte ein Beben der Stärke 7 das Pamir und richtete große Schäden an. Für intensiven Ackerbau sind die nördlichen Teile des Landesgebiets am besten nutzbar (Ferghana-Tal), Baumwolle wird verstärkt im Süden angebaut, in den Bergregionen wird in den Tälern kleinräumig Landwirtschaft, sonst auch extensive Viehzucht betrieben.

Somoni-Denkmal in der Hauptstadt Duschanbe
Das markante Somoni-Denkmal in der Hauptstadt Duschanbe

Das Land an der Seidenstraße hat eine lange und wechselhafte Geschichte – die frühesten Funde stammen bereits aus der Steinzeit. Im 4. Jh. vor Christus zog Alexander der Große bis nach Zentralasien und gründete Alexandria Eschate, die heutige Stadt Khudjand im Norden Tadschikistans. Später herrschten Araber, Samaniden, Türken und Mongolen in wechselnden Konstellationen, um 1275 reiste Marco Polo durch das Pamir nach China.

Seit dem Mittelalter gehörte das Gebiet Tadschikistans zum Emirat von Buchara, das im 19. Jh. unter russischen Einfluss geriet. Ab 1929 war Tadschikistan eine eigenständige Sozialistische Sowjetrepublik mit Duschanbe als Hauptstadt – diese Zeit wirkt, strukturell wie politisch, bis heute stark nach. Nach der Unabhängigkeit von der Sowjetunion 1991 entfielen die staatlichen Transferleistungen an die ärmste Sowjetrepublik ersatzlos – mit fatalen Folgen für Lebensstandard, Gesundheits- und Sozialwesen, Bildungsstandard und Infrastruktur. Die Konflikte regionaler Eliten um Macht und Ressourcen führten zu einem fast 6 Jahre währenden Bürgerkrieg (1992-97). Seit 1994 regiert Emomali Rahmon als Präsident das Land, er wurde zuletzt 2013 für eine weitere 7-jährige Amtszeit wiedergewählt.

Tadschikische Medizinstudentinnen in traditioneller Tracht
Tadschikische Medizinstudentinnen vor der Universität – zu einem besonderen Anlass in traditioneller Tracht.

Von den etwa 9 Mio. Einwohnern (2017) sind 83% Tadschiken, weiter gibt es zahlreiche Minderheiten: Usbeken (ca. 13%), Kirgisen, Pamiri und Russen. Etwa 90% der Einwohner gehören dem sunnitischen Islam an, rund 5% sind Pamiri und somit schiitische Ismaeliten, weitere ca. 3% Christen. Die Geburtenrate betrug 2016 etwa 2,7 Kinder pro Frau, 32,5% der Bevölkerung waren unter 15 Jahre alt. Tadschikistan hat dadurch eine der jüngsten und am schnellsten wachsenden Bevölkerungen in Asien.

Obwohl durchaus Ressourcen vorhanden sind, hat Tadschikistan nur eine schwache Wirtschaftskraft, es herrscht v.a. im Winter Energieknappheit, Stromausfälle und -rationierungen sind häufig. Die anhaltend schwierige Wirtschaftslage mit hoher Arbeitslosigkeit und starker Inflation zwingt viele Tadschiken, im Ausland Arbeit zu suchen. So stammen Schätzungen zufolge 30 – 50% des BIP aus Rücküberweisungen der bis zu 1 Mio. Arbeitsmigranten, die in Russland oder Kasachstan den Lebensunterhalt für ihre Familien verdienen. Dieser „Brain Drain“ führt wiederum zu einem Fachkräftemangel im Land, die langen Abwesenheiten schwächen den sozialen Zusammenhalt der Familien.

Traditionelles Gebäck
Gastfreundschaft wird in Tadschikistan trotz aller Armut
großgeschrieben

Einige Probleme werden auch im internationalen Vergleich deutlich: Tadschikistan erreicht auf dem Korruptionsindex von Transparency International Platz 161 von 180 (2017), bei der Pressefreiheit Platz 149 von 180 (Quelle: Reporter ohne Grenzen) und auf dem Demokratieindex Platz 159 von 167 (2017, Quelle: The Economist).

Das BIP betrug 2017 nur ca. 824 US-Dollar pro Kopf (Platz 168 von 192 weltweit, Quelle: IWF). So lebt ein Großteil der tadschikischen Bevölkerung, vor allem in ländlichen Gebieten, unter der Armutsgrenze; Hunger und Mangelernährung sind weit verbreitet - laut Caritas International sind 13,3% der Kinder unter 5 Jahren unterernährt.

Die Probleme im Gesundheitssystem – veraltete Infrastruktur, Geldmangel, niedriges Ausbildungsniveau – führen nicht nur zu einer relativ hohen Säuglingssterblichkeit (Daten der Caritas für Tadschikistan: 3,3% – zum Vergleich in Deutschland: 0,34%), sondern auch dazu, dass eine elementare Versorgung oft gar nicht stattfindet: Kinder mit körperlichen und geistigen Behinderungen oder mit Problemen wie Lippen-Kiefer-Gaumenspalten können in Tadschikistan meist nur unzulänglich medizinisch und therapeutisch versorgt werden, häufig werden sie sogar aus Scham von ihren Familien versteckt. Hier setzt die Arbeit von TajikAid an: Wir wollen den Kindern die gleichberechtigte Teilhabe am sozialen Leben ermöglichen.

Blumenmotive
Blumenmotive gehören in Tadschikistan traditionell dazu

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